Leuchtenburg bei Nacht

In der Sitzung des Kreistages am 17. Juni ging es heiß her. Die Standpunkte zum Antrag der Fraktion LINKE/ Grüne gingen deutlich auseinander. Die Fraktion hatte bereits in der Märzsitzung des Kreistages den Antrag zur Beschlussfassung gestellt, den seit 2011 mit der Stiftung Leuchtenburg bestehenden Ausstellungsvertrag fristgerecht zum 31.12.2015 zu kündigen. Der Antrag wurde in die Ausschüsse verwiesen, es gab mehrere Sitzungen, Begehungen und Gespräche. Nach langer Diskussion wurde der Antrag der Fraktion Linke/ Grüne nun mehrheitlich (23 Ja/ 17 Nein) angenommen; damit ist der Vertrag gekündigt. Ich habe mit NEIN gestimmt und meine Position deutlich gemacht.

Unterschiedliche Sichtweise über das Vorgehen

Markus Gleichmann vertrat den Antrag seiner Fraktion. Er machte deutlich, dass das Ziel der Kündigung, eine Neuverhandlung der Konditionen sei. Viele Punkte bei der Umsetzung des Vertrages seien unklar und unbefriedigend. Letztlich stellte er die herausragende Funktion der Leuchtenburg für den Landkreis dar.
Meiner Auffassung nach, hätte der Vertrag nicht gleich gekündigt werden müssen, um den nötigen Verhandlungsdruck „auf Augenhöhe“ zu erzeugen. Dr. Ulrike Kaiser, Direktorin der Stiftung, hat in mehreren Sitzungen der betreffenden Ausschüsse und in persönlichen Gesprächen glaubhaft dargestellt, dass die Stiftung noch auf die Zuschüsse angewiesen ist. Eine Verhandlung auf Augenhöhe wäre demnach auch auf Grund der wirtschaftlichen Abhängigkeit der Stiftung möglich gewesen. Das hätte viel Unruhe unter den Beschäftigten, deren Gehälter mit den Zuschüssen des Kreises zum Teil mitfinanziert werden, verhindert.
Die den Kreistagsmitgliedern zugestellte Einschätzung des Präsidenten des Museumsverbandes Thüringen e.V. macht deutlich, dass mit den Zuschüssen sowohl Betriebskosten als auch Personalkosten, wie die einer Kuratorin, anteilige Personalkosten für Museumspädagogik und Kassenpersonal, mitfinanziert werden.

Aufgaben der Stiftung aus dem Ausstellungsvertrag

Laut Vertrag muss die Stiftung Leuchtenburg die rund 7.000 Einzelstücke aus dem Eigentum des Landkreises fachlich verwalten, erhalten, pflegen sowie im Rahmen des Gesamtkonzeptes der Leuchtenburg einem breiten Publikum in attraktiver Form präsentieren. Dafür erhält die Stiftung Leuchtenburg jährlich 76.000€ sowie einen Baukostenzuschuss in Höhe von 25.000€ zum Erhalt der Kernburg, da für diese der Landkreis eine im Grundbuch eingetragene Dienstbarkeit hat (um langfristig die Funktion der Burg als Museum zu sichern).

Alternativen?

Neben den aus meiner Fraktion laut gewordenen Fragen, ob der Vertrag zur Ausstellung der landkreiseigenen Kunst- und Kultursammlung hätte ausgeschrieben werden müssen (nach der jetzt erfolgten Kündigung, muss dies Frage auch für die sich nun anschließende Neuverhandlung zwingend geklärt werden), wurden Stimmen laut, es gäbe weitere Interessenten für die Übernahme der Ausstellung in ein anderes Heimatmuseum. Bereits 2014 hatte die Stadt Eisenberg ein entsprechendes Angebot unterbreitet, allerdings keine Reaktion seitens des Landkreises erhalten. Das neue Angebot beinhaltet angeblich eine Komplettausstellung aller Ausstellungsstücke. Das ist absolut illusorisch! Es gibt kein Museum weltweit, in dem alle Ausstellungsstücke ausgestellt sind. Allein die Platzfrage stellt sich hier, ganz zu schweigen von der Qualität einer solchen „Sammelsurium“-Ausstellung.

Andere Finanzierungsvorschläge

Die CDU-Fraktion hat einen Ergänzungsantrag gestellt, den ich bei einer Abstimmung darüber, unterstützt hätte. Demnach wäre im ersten Jahr der Zuschuss auf 70.000€ gesenkt und dann bis zum Jahr 2017 um weitere 5.000€ abgeschmolzen worden. Ziel war ein fester Sockelbetrag von 50.000€ bei einer regelmäßigen Überprüfung des Vertrages sowie vertraglichen Regelungen zu einer festen Ausstellungsquote. Die Erarbeitung eines Ausstellungskonzeptes für die kreiseigenen Kunst- und Kulturgegenstände sowie ein Entsammlungskonzept hätten ebenfalls den bestehenden Vertrag ergänzt.
Aus dem Haushalts- und Finanzausschuss kam ein völlig anders gerichteter Vorschlag: 2016 auf 50.000€ runter, dann eine jährliche Abschmelzung um 5.000€ bis zum Vertragsende 2025. Im Anschluss wäre die Zukunft der Sammlung ungewiss gewesen. Bei allem Respekt vor den Mitgliedern des HFA und ihrer Verpflichtung, sorgsam mit den zur Verfügung stehenden Mittel umzugehen. Aber wir sollten uns davor hüten, dem HFA die Kulturpolitik des Landkreises gestalten zu lassen! Dafür haben wir einen Ausschuss für Bildung, KULTUR und Sport.

Wie geht es nun weiter?

Ich werde den Verhandlungsprozess gern mit begleiten, meine Kenntnisse über die Burg und die Sammlung einbringen und auch Forderungen stellen. Sehr am Herzen liegt mir ein eigenes, schlüssiges Ausstellungskonzept für die kreiseigene Sammlung in der Kernburg. Dieser Bereich wurde während des Aufbaus der Porzellanwelten-Ausstellung aus nachvollziehbaren Gründen vernachlässigt. Trotz Zeitknappheit entstand auf dem Panorama-Weg eine Fotoausstellung zur Jugendbewegung, die sehr sehenswert ist (und für die kein Eintritt zu zahlen ist).
Sorge bereitet mir der anhaltende Schwund von Ausstellungsfläche für die Stücke des SHK. Die Kapelle soll umgestaltet werden, der bis jetzt als „Kernstück“ des Kreisheimatmuseums genutzte Bereich steht damit, z.B. für das beliebte Burgmodell, nicht mehr zur Verfügung. Hier müssen schnell Konzepte vorgelegt werden. Ebenso sollte die Sammlung unter museologischen Gesichtspunkten verkleinert werden ohne sie einfach auf Nimmerwiedersehen zu „verscherbeln“. Hier muss auf eine möglichst einzuhaltende weitere Zugänglichmachung geachtet werden.

Kultur kostet Geld.

Das ist nicht immer einfach zu vermitteln. Viele sehen in Ausstellungsstücken „alten Plunder“, den sie lieber heute als morgen los wären. Der Kulturreichtum unseres Landes, unseres Kreises verpflichtet uns dazu, diesen für nachfolgende Generationen zu erhalten. Dabei haben wir auf eine gerechte Verteilung der Zuwendungen zu achten und gleichzeitig mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel verantwortungsvoll umzugehen. Wir brauchen ein kulturpolitisches Gesamtkonzept, das dem Kreisheimatmuseum eine besondere Stellung einräumt, die anderen kulturellen Einrichtungen im Landkreis miteinbezieht und ihnen eine gewisse Planungssicherheit gibt.