Was braucht es für gute Bildung? Je nachdem, wen ich frage, bekomme ich unterschiedliche Antworten:
- Eltern: breites Schulangebot am besten vor Ort, moderne (reformpädagogische) Konzepte, längeres gemeinsames Lernen der Kinder, genug motivierte Lehrkräfte, …
- Lehrerinnen und Lehrer: moderne Arbeitsbedingungen (räumlich und sächlich), Platz, um Konzepte zu entwickeln (auch räumlich gesprochen), Zeit für die Kinder, Entlastung von Verwaltungsaufgaben, Hilfe bei Verhandlungen mit Schulträger über Fragen der Sanierung/ Instandhaltung/ Anschaffungen, mehr (finanzielle) Freiräume,…
- Schulträger: verlässliche Vorgaben für Aufstellung des Schulnetzplans, genug Finanzmittel von Land und Bund, um auch kleine Schulen halten zu können, …
- Schülerinnen und Schüler: engagierte Lehrerinnen und Lehrer, mehr Lernen fürs Leben, funktionierende Toiletten, leichtere Ranzen, WLAN, mehr Ferien,…
Ein Sack voll Wünsche, berechtigter Forderungen und Problemen kommt da zusammen. Fakt ist: Es fallen zu viele Unterrichtsstunden aus, es gibt zu wenige (qualifizierte und geeignete) BewerberInnen für offene Stellen, besonders außerhalb der großen Städte, wir haben im SHK 37 Schulgebäude, plus Turnhallen und Außensportanlagen zu unterhalten und einen Sanierungsstau von mindestens 60.000.000 Euro!!!
Wir haben nun zwei Möglichkeiten als politisch Aktive: Kopf einziehen, alles lassen wie es ist und auf die Regierung schimpfen wie die Rohrspatzen. Oder: Anpacken und mit den Verantwortlichen Lösungen finden.
Ich bin für zweiteres. Dazu gehört auch, über den Entwurf des Schulgesetzes zu sprechen, den die Regierung in den Landtag eingebracht hat. Da ist nicht alles Gold was glänzt und an einigen Stellen wird sicher noch nachgebessert werden müssen. Vom Grundsatz her zwingt uns das Gesetz aber über Strukturprobleme zu reden, die wir zweifelsohne haben. Und da hilft es auch nicht seitens der CDU dröhnend zu rufen, es würden jetzt alle Schulen geschlossen, die die magische Schulgröße nicht schaffen. Damit wird Unsicherheit geschürt anstatt den Schwierigkeiten in die Augen zu blicken und Vorschläge zu machen, wie es denn besser gehen kann.
Was steht eigentlich drin im Schulgesetz-Entwurf?
Die Schul- und Klassengrößen sind das eine, die vielen Ausnahmen das andere. Der Punkt wird von der CDU wissentlich unter den Tisch fallen gelassen. Erst wenn die Ausnahmen nicht greifen, muss überhaupt über die viel zitierten Kopperationen nachgedacht werden. Davon sind thüringenweit dann ca. 20 Prozent der Schulstandorte noch betroffen. Auch einige im SHK. Mit denen muss gesprochen und eine Lösung gesucht werden.
Es gibt allein 9 Ausnahmen in dem Gesetzentwurf (§41c), die die CDU bei ihrer Kritik einfach ignoriert:
- Nutzungsbindung für geförderte Gebäude
- Nachbarschulen haben Aufnahmekapazität ausgeschöpft
- bauliche Maßnahmen müssen getroffen werden, um Schulnetzvorgabe umzusetzen
- Schulgröße wird für max. 3 Jahre um nicht mehr als 10% unterschritten
- Mindestschülerzahl in Eingangsphase wird für max. 3 Jahre unterschritten u. Prognose sieht Einhaltung vorher
- Einhaltung d. Mindestschülerzahl in Eingangsphase kann nur durch bauliche Veränderungen eingehalten werden, die nicht vertretbar sind u. Mindestschülerzahl weitere Klassen sowie Schulgröße werden erreicht
- bei Neugründung einer Schule auf Grund wachsender Struktur Einhaltung nicht möglich
- im Falle einer Aufhebung der Schule Zeiten für Schulweg überschritten werden (§41d)
- kein Kooperationspartner nach §41e zu finden (sachlich überprüfbar, bes. bei Überschreitung der Fahrtzeiten)
Bei den Klassengrößen werden nun auch endlich Kinder mit Förderbedarf wie zwei Kinder gezählt – auch das führt zu einer Entlastung.
Bei den Fahrtzeiten hat sich im Vergleich zu Empfehlungen, die bisher galten, nichts verändert:
Moderne Schulen sind ein Weg
Lehrerinnen und Lehrer können wir uns nicht backen. Maßnahmen zur Verbesserung der Bezahlung und für mehr Lehramtsstudierende greifen zwar bereits. Aber bis ein Lehrer fertig ausgebildet vor der Klasse steht vergehen 6 Jahre! Und das Problem gibt es ja nicht nur in Thüringen, sondern in ganz Deutschland.
Hinzu kommt der enorme Sanierungsstau an unseren Schulen im SHK. Ich bin kein Mathegenie, aber wenn wir bei 60.000.000 Euro Rückstand und jährlicher Investition von rund 3.000.000 Euro so weiter machen, fallen die ersten Gebäude zusammen bevor wir am Ende angekommen sind! Und das sind nur die „Hüllen“, von der Ausstattung für moderne Unterrichtsmethoden haben wir da noch gar nicht gesprochen!
Es ist gut, dass auf Antrag der Linken und mit Unterstützung der SPD-Fraktion im Kreistag beschlossen wurde, endlich alle Beteiligte für eine Schulnetzplanung an den Tisch zu holen. Nur mit Vertretern der Schulkonferenzen (also Schüler, Lehrer und Eltern), des Schulamtes, der Verwaltung und aus den entsprechenden Auschüssen können wir offen über Probleme reden, Ideen sammeln und hoffentlich gemeinsam gute Lösungen finden. Für moderne Schulen, moderne Konzepte, gute Lern- und Arbeitsbedingungen in unserem Landkreis.
#ModerneSchulenimSHK
#SHK-Dukannstmehr