Sozialistinnen gingen voran

Seit 1921 ist der 8. März der Internationale Frauentag. Die deutschen Sozialistinnen Clara Zetkin und Käte Duncker forderten auf dem II. Kongress der Sozialistischen Internationale in Kopenhagen erstmals 1910 die Einführung eines Weltfrauentages. Vor einem Jahrhundert bestand die Hauptforderung noch darin, Frauen das Wahlrecht einzuräumen und ihnen politische Mitbestimmung zu ermöglichen. Erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und mit der Ausrufung der Republik konnten die Frauen sich dieses Recht erkämpfen.

Artikel 3 Grundgesetz: Männer und Frauen sind gleichberechtigt ?!?

Seitdem ist die Gleichberechtigung ein zentrales Motiv des Weltfrauentages geblieben. In den Kommentaren zum Frauentag wird jedoch immer wieder die Frage aufgeworfen, ob dieser Tag noch zeitgemäß sei. Wählen dürften Frauen in Deutschland schließlich seit 1918. Aber sind sie auch gleichberechtigt? Haben Frauen dieselben Chancen wie Männer? Besonders bei den Karriereaussichten muss die Frage auch im Jahr 2016 häufig verneint werden. Bis zum Abitur, dem Studium oder dem Abschluss der Berufsausbildung liegen Frauen vielfach leistungsmäßig vor den Männern. Doch wenn das erste Kind geboren ist, bleiben immer noch deutlich mehr Mütter daheim als Väter. Zahlreiche Studien belegen, dass eine Babypause Frauen beruflich zurückwirft. Die Familiengründung benachteiligt Frauen also beruflich, während Männer, auch wenn sie ihre Vätermonate in Anspruch nehmen, keine Beeinträchtigung fürchten müssen. Darüber hinaus verdienen Frauen durchschnittlich über 20 Prozent weniger als Männer. Und das in einem der reichsten und höchst entwickelten Ländern der Welt!

Blumen zum Frauentag gehören trotz aller Forderungen doch dazu. Hier ein paar Rosen für Euch.

Blumen zum Frauentag gehören trotz aller Forderungen doch dazu. Hier ein paar Rosen für Euch.

Frauen und Männer wollen beide gleiche Chancen – in Beruf und Familie

Die Vereinbarung von Familie und Beruf ist auch in Ostdeutschland, das strukturell über eine sehr gute Kinderbetreuung verfügt, ein wichtiges frauen- und familienpolitisches Thema, sind hier doch besonders viele Frauen unfreiwillig in Teilzeitanstellungen und Minijobs beschäftigt.
Wir brauchen das gesetzlich verankerte Recht, zeitweise in Teilzeit zu arbeiten, aber auch in eine Vollzeitstelle zurückzukehren – übrigens sowohl für Frauen als auch für Männer. Eine Familienarbeitszeit für beide Elternteile weit über das dritte Lebensjahr des Kindes hinaus, ist für mich eine lebenspraktische Forderung, die Familien ihren Alltag deutlich entspannen würde, ohne zuviel des monatlichen Einkommens einzubüßen. Dabei können beide Elternteile ihre Arbeitszeit auf z. B. 32h/ Woche reduzieren und so mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen. Das klingt nicht deutlich weniger, macht aber durchaus etwas aus. Und alle Eltern mit halbwüchsigen Kindern werden mir Recht geben: bis zum Alter von drei Jahren sind die Kinder noch recht gut zu handeln, spannend wird es erst so richtig, wenn sie in die Schule kommen und man abends um sieben mit drei Kindern da sitzt, Hausaufgaben macht, für Tests übt und „mal eben schnell“ ein Plakat für den Unterricht bastelt! Der kleine Exkurs musste mal sein.

Gleichberechtigte Partnerschaft praktisch leben

Wir wollen eine gleichberechtigte Partnerschaft und Kindererziehung leben, stellen aber fest, dass uns die Arbeitswelt und die Gesellschaft häufig Knüppel zwischen die Beine werfen. Und wer steckt meist noch zurück: Die Frauen! Weil sie eh wegen der Kinder in Elternzeit sind, weniger verdienen oder sowieso immer nur einen Teilzeitjob hatten.

Wir leben das zu Hause demnächst mal andersrum: Mein Mann hat aus eben jenen Schwierigkeiten, Familie und Führungsjob unter einen Hut zu kriegen, die Notbremse gezogen und ist aus dem Job ausgestiegen. Jetzt ist er mehr für die Kinder da und ich kann mich beruflich weiter entwickeln. Und merke leider, wie schwer es ist, nach vielen Jahren Teilzeit und Familie wieder einen Job zu finden, der meiner Qualifikation entspricht.

Frauentag bleibt wichtig

Der Frauentag ist nach wie vor wichtig. Heute und auch im nächsten Jahr. Damit es meine Töchter mal einfacher haben, streite ich für gleiche Rechte, gleiche Bezahlung und Anerkennung – aber auch für Männer. Schließlich soll mein Sohn auch irgendwann ganz selbstverständlich zu Hause bei seinen zukünftigen Kindern bleiben können, ohne blöd angeguckt zu werden. Vielleicht gehen die Männer zum Männertag auch mal zum demonstrieren für gleiche Rechte auf die Straße, statt mit dem Bollerwagen um die Häuser!?!

Alles Gute zum Frauentag, liebe Frauen und Mitstreiterinnen.