Im letzten Dezember beschloss der Kreistag, den bis zum Schuljahr 2015/16 aufgestellten Schulnetzplan bis zum Ende des Schuljahres 2016/ 17 zu verlängern. Ziel war es, die bis dahin versprochene Änderung des inklusiven Schulgesetzes abzuwarten und dann weiterzusehen.
Auch Stand Ende November 2016 liegt dieses Gesetz nicht vor. Der Landkreis verspricht sich, darin unter anderem Mindestschülerzahlen für die Schulen zu finden. Um dann mit Fingerzeig nach Erfurt „zu kleine“ Schulen schließen zu können?
Mein Anliegen ist es, den Beteiligten (Lehrern, Erziehern, Eltern und Kindern) ein Stück weit Planungssicherheit zu geben. Wie schwer das ist, zeigt nicht nur der Blick auf die permanent angespannte Haushaltslage des Landkreises. Auch die Aussagen des Schulamtes, das für die Ausstattung der Schulen mit Lehrkräften verantwortlich ist, sehen für die Zukunft eine sehr angespannte Lage auf uns zukommen.

Unser „Plan“ (SPD sowie Linke/ Grüne)

  1. Wir wollen alle bisherigen Grundschulstandorte erhalten.Die jüngste Schülerinnen und Schüler sollen nicht durch weite Wege belastet werden. Wobei auch dies relativ ist – meine Tochter ist jeden Tag je eine halbe Stunde mit dem Bus unterwegs für eine Strecke von 9 Kilometern.
  2. Gemeinschaftsschulen stärken und ihre Neugründung fördernDie staatliche Gemeinschaftsschule in Bürgel und die Freie Ganztagsschule in Milda erleben einen regen Zustrom an Schülern aus dem Landkreis und weit darüber hinaus. Gleichzeitig verlassen über 450 Schüler den Landkreis und gehen in Jena oder andern Orts in eine Schule. In unseren Augen liegt das in erster Linie an der Vielfalt der Schul- und Unterrichtsformen die dort angeboten werden. Wir müssen uns die kritische Frage gefallen lassen, warum so viele Kinder nicht im SHK die Schule besuchen. Um die Zahl einordnen zu können: 450 Kinder bedeuten, gemessen an unseren durchschnittlichen Schülerzahlen je Schule, dass etwa vier Grundschulen, zwei Regelschulen oder ein Gymnasium leer wären oder zusätzlich gefüllt werden könnten.
    Wir setzen uns daher dafür ein, dass Schulen in ihren Bestrebungen, zum Beispiel eine Gemeinschaftsschule zu werden, aktiv durch den Landkreis unterstützt werden. Eine Entscheidung darüber muss die Schulkonferenz treffen. Steht der Landkreis und der Kreistag einer Veränderung des Schulprofils aber grundsätzlich positiv gegenüber, versprechen wir uns eine deutliche Erweiterung unserer Bildungslandschaft.
    Besonders für Schulen, bei denen auf Grund ihrer Lage im SHK die Schülerzahlen demografisch bedingt gering sind, profitieren von einer Schärfung ihres Profils. Um Grundschüler abzuhalten eine weiterführende Schule in einem anderen Landkreis oder gar Bundesland zu besuchen, können sie durch ein attraktives Schulangebot vor Ort gehalten werden. Wer weiß, vielleicht zieht das dann auch andere Schüler an.
  3. Schulen zu Familienzentren ausbauen
    Schule, Hort, KiTa, Seniorenbegegnungsstätte, Gemeindebücherei, Servicebüro, etc. – alles unter einem Hut bzw. in einem Gebäude. Warum nicht? Die Generationen lernen voneinander, helfen sich, profitieren vom Austausch miteinander. Viele unserer Schulgebäude sind zu groß. Hier wäre Raum, um ihn für die Gemeinschaft zu nutzen. Sind mehrere Partner im Boot, ergibt sich auch die Chance, dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen auf breitere Schultern zu verteilen. Gerade erst ist das „Haus des Kindes“ in Striebritz, das Grundschule und Kindergarten unter einem Dach vereint mit dem Thüringer Zukunftspreis ausgezeichnet worden – ein posititives Beispiel für den Landkreis.
  4. Schulen auch in kommunale Trägerschaft
    Sind Kommunen, also Städte und Gemeinden, finanziell in der Lage, die Schulträgerschaft zu übernehmen, können sie das jetzt bereits tun. Schulen sind elementare Einrichtungen vor Ort. Wer weiß denn besser, wo der Schuh drückt, wo in Zukunft ein Wohngebiet erschlossen wird und Schulen im Bestand gesichert werden müssen, als die Kommunen vor Ort. Zudem haben sie, im Gegensatz zum Landkreis, die Chance finanzielle Mittel aus der Städtebauförderung zu beantragen und in die Schulgebäude zu investieren. Weißenborn ist hier ein positives Beispiel. Hier ist die Gemeinde Schulträger und hat das Schulgebäude zu einer Art Familienzentrum ausgebaut. Mit allen Vorteile, aber auch den nicht zu verschweigenden Problemen. Besonders was die Zuweisung von Lehrern anhand der Schülerzahl betrifft und das stets notwendige Bemühen um genügend Schüler in der kleinen Schule.
  5. Berufsschulstandort Hermsdorf erhalten
    Zum Schulnetzplan gehört auch die Berufsschule. Sie in Hermsodrf zu halten ist für die regionale Wirtschaft und die Berufsschüler wichtig. Da in den letzten Jahren die Schülerzahlen dramatisch zurückgingen, drohte hier die Schließung. Der Landkreis bemüht sich daher, einen Schulverbund mit den Berufsschulen in Schleiz und Pößneck zu errichten. Die ersten Schritte dazu sind getan und wir unterstützen das ausdrücklich.

Wir wollen eine attraktive Schullandschaft gestalten. Ein erneutes „Alles bleibt wie es ist“ werden wir nicht akzeptieren. Investitionen in die Schulen werden bisher mit der Gießkanne verteilt. Nach einer Gewichtung, die häufig nicht nachvollziehbar ist. Bei einem Sanierungsstau von mindestens 60 Millionen Euro für die Schulgebäude und Turnhallen/ Sportanlagen müssen wir kreativ werden und manche Dinge auch neu denken. Wir müssen versuchen, Schüler zurück zu gewinnen und Eltern davon überzeugen, ihre Fünftklässer nicht in Jena, sondern zum Beispiel in Kahla oder Stadtroda einzuschulen. Das kann uns mit einer aktiven Gestaltung der Schullandschaft gemeinsam mit den Lehrern und Eltern auch gelingen.