Meine Partei hat auf Bundeseben einen ziemlich hohen Personlaverschleiß. Und wie ich finde, einen unschönen Umgang mit den Führungskräften. Nun wird also alles anders. Ich bin gespannt.

Zum Verfahren: Für die Partei selbst ist es gut, sich Zeit zu nehmen und eine Wahl zwischen sehr unterscheidlichen Persönlichkeiten zu haben. Ob das jetzt unbedingt ein Duo sein muss?!? Kleiner Exkurs: Ich habe vor zwei Jahren versucht eine Doppelspitze im Kreisverband SHK einzuführen. Die Landespartei hat mit Verweis auf die Bundessatzung einen Riegel vorgeschoben, weil das nur als Modell auf der Ortsvereinseben, also versuchsweise ganz unten, ginge. Nun ja, auch die oberste Etage ist wohl lernfähig. (Böse Stimmen meinen, man kupfere einfach ab, was andere Parteien schon seit Jahren praktizieren.)

Von der Außenwirkung her gebe ich wider, was ich aus den vielen Gesprächen der letzten (Wahlkampf-)wochen so zu hören bekommen habe – häufig schon mit einem mitleidigen Unterton: Bei euch geht es nur um Köpfe. In zwei Jahren sind die doch eh wieder weg. Wofür steht ihr eigentlich noch? Dazu dann das Übliche Geschimpfe über „die da oben“, „die in Berlin“ und „ist doch alles Mist“. Nun ja, von der Außenwirkung her, schaut es aus, als ob sich die SPD seit einer gefühlten Ewigkeit nur mit sich selbst beschäftigt, das Profil verloren hat und herum eiert. Wir haben keine klare Kante mehr. GroKo ja oder nein? Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln! Das bekommt uns nicht. Und auch in Thüringen nicht, weil ich leider wenig Gespräche über tatsächliche Landesthemen geführt habe (dafür aber sehr gute mit interessierten und engagierten Menschen), sondern es meist irgendwie um den Bund ging.

Sei es drum: Wir haben das Verfahren wie es ist und ich werde mich daran natürlich auch beteiligen. Ich hatte keine Gelegenheit an einer der Vorstellungsrunden teilzunehmen und bin auch jetzt erst dazu gekommen, mir die Vorstellungsvideos/-podcast, etc. anzusehen.
Ich habe mehrere Favoriten. Letztlich werde ich für Nina Scheer und Karl Lauterbach stimmen. Für mich stehen beide dafür, den Grundsatz der Gerechtigkeit und Solidarität in unserem politischen System und der Gesellschaft wieder stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Scheer ist als versierte Umweltpolitikerin eine treibende Kraft dafür, den Wandel in der Umweltpolitik mit dem sozialen Ausgleich zu verbinden. Eine absolutes Zukunftstthema! Lauterbach ist ein Streiter für eine gerechte Politik und den Ausgleich der Lasten zwischen Starken und Schwachen. Eine Bürgerversicherung, gerechtes Steuersystem, wieder mehr Rücksicht auf das Prinzip unserer Gesellschaft, dass diejenigen, die mehr haben auch mehr beitragen müssen, das verspreche ich mir von der Wahl für diese Duo. Mal sehen, wie es ausgeht.