Am 12. Oktober erschien der Beitrag der OTZ zu Moritz Kalthoffs und meiner Kandidatur. Beide Kandidaten aus dem SHK wurden zusammen interviewt. Das Ergebnis könnt ihr hier nachlesen:
Mit Irene Schlotter und Moritz Kalthoff geht der Generationswechsel in der SPD in Thüringen und im Saale-Holzland weiter. Mit ihrem Antreten als Spitzenkandidaten in den Wahlkreisen 35 (Saale-Holzland-Kreis I) und 36 (Saale-Holzland-Kreis II) für den neuen Thüringer Landtag machen die beiden deutlich: Die Politik im Land soll weiblicher, jünger und auf das Leben im ländlichen Raum orientierter werden.
Dafür engagieren sich die beiden seit längerem politisch, Irene Schlotter seit 2014 in der SPD-Fraktion im Kreistag sowie als stellvertretende Vorsitzende im Kreisverband der Sozialdemokraten, Moritz Kalthoff im Eisenberger Stadtverband und bei den Jusos im Kreis. Von dort treten auch Yannis Bermig und Toni Strandt auf der Landesliste der SPD für den Landtag mit an.
„Wenn wir uns die Demografie im Land und in unserem Heimatkreis anschauen, dann wird klar, dass es für viele junge Leute auf die Frage „Gehen oder Bleiben?“ leider nur eine Antwort gab: Gehen“, sagt Moritz Kalthoff. „Das sehe ich, der ich als Postbote täglich im Kreis unterwegs bin, besonders deutlich am Muttertag, da überbringe ich hier viele, viele Blumensträuße, die Kinder aus Westdeutschland ihren Müttern schicken“, erklärt er. Doch für ihn gebe es nur die eine Antwort: Bleiben. Allerdings müssten dafür besonders im ländlichen Raum bessere Bedingungen geschaffen werden. „Wir brauchen Wohnungen für die jungen Leute, die hier, etwa im Eisenberger Krankenhaus, eine Ausbildung machen oder studieren, wir brauchen gute Kindergärten und Schulen und einen ÖPNV, der Stadt und Land besser miteinander verbindet“, zählt Kalthoff Schwerpunkte auf, für die er sich im Landtag einsetzen würde. „Wenn noch mehr junge Leute weggehen, mit wem soll ich künftig auf dem Fußballplatz trainieren, oder mit wem gehe ich dann ein Bierchen trinken“, fragt er. „Und noch etwas muss sich ändern: Unser Kreis liegt wunderbar an den Autobahnen, aber wir brauchen auch endlich eine schnelle Datenautobahn. Man müsse Digitalisierung ganz anders denken als bisher, man könnte Datenverbindungen auch über Satellit herstellen, die dafür benötigten teuren Geräte könnten staatlich gefördert werden“, ergänzt er.
Das Digitale gehört zur Daseinsvorsorge heute dazu, nicht nur für die jungen Leute, auch für Ältere kann es das Leben auf dem Land vereinfachen und manchmal sogar retten, gibt Irene Schlotter zu bedenken. Beruflich hat sie an der Jenaer Universität mit den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz für Krebstherapien zu tun. „Es gibt schon heute viele Dinge in der Medizin, die das Leben Älterer sicherer machen, Sensoren zur Therapieüberwachung, digitale Arztkonsultationen oder einfach die Möglichkeit, sich per Internet dringend benötigte Medizin zu bestellen, wenn der Weg zur Apotheke zu beschwerlich ist“, sagt sie. Weiße Flecken in Sachen Telefon- und Internetempfang dürfe es da nirgends im Kreis geben.
In der Landespolitik möchte die 38-Jährige darüber hinaus Kinder, Jugendliche und Familien besser behandelt wissen. „Das fängt bei der Betreuung von Schwangeren, die sich eine Hebamme suchen müssen, an und geht über die Kinderbetreuungseinrichtungen bis zu den Schulen. „Unsere Kindergärten auf dem Land sind proppe voll, weil glücklicherweise viele junge Familien aus Jena, die sich dort eine Wohnung nicht leisten können, in den Landkreis ziehen. Aber wir brauchen in den Einrichtungen mehr Erzieher, die Personalsituation ist überall sehr angespannt“, erklärt die vierfache junge Mutter aus eigener Erfahrung. Der Erzieherberuf müsse attraktiver werden, zum Beispiel wenn er in einer dualen Ausbildung angeboten wird, in der die angehenden Erzieher auch ihren Lebensunterhalt verdienen können. Es dürfe nicht länger so sein, dass man für seine Ausbildung als Erzieher noch selbst bezahlen müsse.
Mit Blick auf das Bildungswesen plädiert Irene Schlotter für mehr Gemeinschaftsschulen im Landkreis. „Aus Erfahrung mit meinen Kindern weiß ich, dass es viel zu früh ist, sich in der 4. Klasse für einen Schultyp für sein Kind entscheiden zu müssen“, sagt sie. Es müsse Förderprogramme geben, die Schulen auch zu einem Wechsel vom herkömmlichen System zur Gemeinschaftsschule motivieren und dabei Hilfestellung geben. Generell werde sie sich dafür einsetzen, dass der begonnene Weg der Rot-Rot-Grünen Landesregierung im Schulsektor, mit mehr Lehrer-Einstellungen, fortgesetzt werden könne. Mehr Qualität in der Schule bedeute aber nicht nur mehr Lehrer, sondern auch bessere räumliche Bedingungen. Hier sei im Landkreis noch viel zu tun.
Neben diesen Investitionen seien solche in den sozialen Wohnungsbau und für die Schaffung von altersgerechtem Wohnraum dringend nötig, sagt Moritz Kalthoff. „Fahrstühle an den Plattenbauten in Bürgel, Eisenberg oder Stadtroda sorgen dafür, dass ältere Menschen länger in ihren Wohnungen leben können, manchmal hilft schon eine Rampe am Haus“, sagt er. Gelder für den sozialen Wohnungsbau oder die Teilhabe seien vorhanden, nur brauchten die Ämter oft zu lange, Projekte zu bearbeiten oder Fördermittel zu genehmigen. Hier müsse die Verwaltungsarbeit im Land vereinfacht und unbürokratischer werden, dafür wolle er sich im Landtag einsetzen.
Ein Nahverkehr, der auch kleinere Orte mit größeren Städten oder gar mit Jena gut verbinde, sei ebenso lebenswichtig für die Menschen auf dem Land. „Um von Eisenberg nach Jena zu kommen, braucht man mit dem Bus heute 45 Minuten, das ist ein Unding“, sagt Kalthoff. Schnellbusverbindungen von und nach Jena, wo nun einmal viele Menschen arbeiteten, würden das Leben für die Landbewohner einfacher machen und durch möglichen Verzicht auf private Autofahrten auch manche Probleme in der Stadt lösen, sind beide Kandidaten überzeugt.
Auf die Frage, wie die Investitionen ins Soziale und die Infrastruktur finanziert werden könnten, haben beide eine Antwort parat: „Auf keinen Fall, indem die Straßenausbaubeiträge zurückgezahlt werden, so wie es die CDU will. Wenn das passiert, ist Thüringen pleite, dann können keine Lehrer und Polizisten mehr eingestellt werden, können keine Vereine und die Feuerwehren unterstützt werden, die gerade im ländlichen Raum unverzichtbar sind für das Leben und die Sicherheit in den Gemeinden.“
Um dies zu verhindern, werben Schlotter und Kalthoff um Wählerstimmen für sich und die SPD bei der Landtagswahl am 27. Oktober. Für ihre politische Arbeit hoffen beide „auf ein respektvolles Miteinander, eine sachorientierte Politik und ein Zusammenwirken aller demokratischen Parteien“, wobei sie einzig die AfD nicht als solche legitimiert sehen. „Denn es geht um Thüringen.“
OTZ/ Angelika Schimmel/ 12.10.19