Guten Morgen!
So schnell wie gestern Morgen war ich selten wach. Aus dem Radio tönten mir die Nachrichten entgegen :“Anschlag auf das SPD-Bürgerbüro in Kahla.“ Wir hatten seit Beginn der Planungen für das Bürgerbüro mit der Möglichkeit gerechnet, Ziel von Gewalt zu sein. Wenn das tatsächlich passiert, ist es doch ein merkwürdiges Gefühl. Glücklicherweise sind nur Scheiben zu Bruch gegangen. Im benachbarten Demokratieladen wurde zudem ein Brandsatz gelegt; nicht auszudenken, was hätte geschehen könne, wäre das Feuer ausgebrochen.
Zunahme der Gewalt schafft Angsträume
Die Gewaltbereitschaft, die sich in den letzten Monaten im Zuge der sogenannten „Flüchtlingskrise“ stetig steigert, erschreckt mich und macht mir in gewisser Weise Angst. Diese Bereitschaft, Grenzen zu überschreiten, äußert sich in Taten und Worten. Kommentare in sozialen Medien triefen vor Abscheu, Hass und Ignoranz, dass es weh tut. Scheiben werden eingeschlagen, jetzt Brandsätze gelegt, Ehrenamtliche bedroht.
Egal aus welcher politischen Ecke heraus Gewalt zum Einsatz kommt, ist das zu verurteilen. Gewalt kann nie ein Mittel der Kommunikation sein! Leider ist es in letzter Zeit sehr schwer geworden, mit Fakten zu argumentieren, da alles dem Generalverdacht der „Lügenpresse“ ausgesetzt wird.
Keine Toleranz der Intoleranz
Ich habe keine Lösung für alle Weltprobleme. Aber ich weiß, dass ich nicht in einer Gesellschaft leben will, in der es normal wird, sich gegenseitig anzupöbeln, niederzuschreien, zu Morden aufzurufen und in übersteigerten Nationalismus zu verfallen.
Ich trete für Weltoffenheit, Demokratie und Toleranz ein. Auch halte ich die Meinungsfreiheit für ein hohes Gut unseres Grundgesetzes. Meinungsfreiheit endet aber, wenn sie die Rechte Anderer verletzt. Leider scheint dies ebenfalls Normalität zu werden. Diejenigen, die intolerant Menschen anderer Herkunft, Hautfarbe oder Religion gegenüber sind, nehmen für sich in Anspruch Toleranz durch die Demokraten zu fordern. Der Philosoph Carl Popper spricht in dem Zusammenhang vom Paradox der Toleranz. Uneingeschränkte Toleranz intolerantem Gedankengut gegenüber führt letztlich dazu, dass sich die Toleranz selbst abschafft. Wenn erst die Intoleranten an der Macht sind, gibt es keine Tolearnten mehr und auch keine Toleranz.
Für Weltoffenheit, Toleranz und Demokratie
Ich trete gegen menschenverachtendes, geschichstvergessenes Gedankengut ein und hoffe, dass einige Menschen, die bisher gezögert haben, die Ereignisse zum Anlass nehmen, sich für eine weltoffene Gesellschaft einzusetzen und sich klar gegen jede Form von Extremismus zu stellen. Ob auf der Arbeit, im Supermarkt, im Sportverein oder bei Famillienfeiern. Überall tauchen Sorgen, Ressentiments oder gar Hetze auf, der etwas entgegengesetzt werden muss. Manchmal reicht ein klares Wort, um anderen den Wind aus den Segeln zu nehmen und dabei deutlich Stellung zu beziehen.
Weitermachen
Ich will den Mut nicht verlieren, mich weiter für unsere Gesellschaft einzusetzen und nicht nur auf der Couch zu sitzen und zu jammern. Ich bin in Vereinen und der Kommunalpolitik aktiv, weil ich etwas bewegen will, statt auf facebook nur zu maulen und zu sagen, wie es nicht geht. Das werde ich weiterhin tun. Auch wenn´s grad schwer fällt.