Am Dienstag (2.12.2014) war in der Eisenberger Lokalausgabe der OTZ ein Beitrag über den geringen Anteil von Frauen in den Kommunalparlamenten im SHK zu lesen. Demnach liegt Thüringen mit einem Anteil von 23% Frauen in Stadt- und Gemeinderäten bzw. in Kreistagen drei Prozent unter dem Bundesdurchschnitt, aber immerhin vier Prozent über dem Schnitt der Nachbarländer Sachsen und Sachsen-Anhalt,
Im Beitrag rätselt die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Doreen Finn, über die möglichen Ursachen und macht dabei das „Spannungsfeld zwischen Familie, Beruf und Kindern, in denen die meisten Frauen „gefangen““ seien als eine Ursache aus. Frauen trügen immer noch eine Hauptlast bei Kindererziehung und Hausarbeit. Zudem sei „gerade im ländlichen Raum (…) das Rollenbild jedoch noch konservativer und viele Männer“ nicht bereit, ihren Frauen etwas Last abzunehmen und ihnen eine kommunalpolitische Arbeit zu ermöglichen.

Ich wusste es ja schon immer! Unsere Männer im SHK (Abkürzung für: Sture Holzköpfe!) sind an allem Schuld. Sie sind so hinterwäldlerisch, dass sie sich die Zeiten der drei K´s, Kinder, Küche, Kirche, zurückwünschen. Jetzt mal ehrlich: Auch Frau Finn sollte wissen, dass es im Saale-Holzland-Kreis sehr viele Väter gibt, die in ihrem Job aussetzen, um Elternzeit zu nehmen und liebend gern ihren Frauen den Rücken frei halten. So wie es die Frauen umgekehrt auch machen. Mag sein, dass das noch nicht überall der Fall ist, aber mit Sicherheit sind Frauen nicht in einem veralteten Rollenbild „gefangen“, das besonders im ländlichen Raum gelebt wird.

Natürlich erfordert ehrenamtliches, kommunalpolitische Engagement Zeit, Nerven und viel Organisationsgeschick. Auch ich habe, wie Frau Bielinski (CDU), ein schlechtes Gewissen, wenn ich nachmittags um fünf in einem Sitzungszimmer hocke, satt mit meinen Kindern Hausaufgaben zu machen oder Plätzchen zu backen. Glücklicherweise habe ich einen der scheinbar wenigen fortschrittichen Männer erwischt, der in der Lage ist, die Kinder abends ins Bett zu bringen und die Küche aufzuräumen. Auch er engagiert sich in Schule und Kindergarten. Wir unterstützen uns eben gegenseitig; manchmal gibts aber natürlich auch Knatsch, wenn innerhalb einer Woche der dritte Abendtermin ansteht.

Frauen haben, meine ich, andere Ansprüche an kommunalpolitische Arbeit als Männer. Sie reden anders miteinander; schnattern auch mal, keine Frage. Aber sie wollen auch zum Punkt kommen und mit einem Ergebnis eine Sitzung verlassen. Nun bin ich noch nicht so sehr lang im Kreistag, habe aber schon einen Eindruck bekommen, der mich manchmal die Haare raufen lässt. Ausschusssitzungen fangen 17 Uhr an. Bei einem Anfahrtsweg von gut 40 Minuten muss ich zu Hause los, wenn meine Kinder heim kommen. Finde ich doof, aber bestenfalls bin ich zu Hause, wenn die Kinder ins Bett müssen und ich kann noch eine Geschichte vorlesen oder Vokabeln abfragen. Kreistagssitzungen, Beginn ebenfalls 17 Uhr, dauern aber schonmal bis kurz vor Mitternacht. Wenn man dann sechs Stunden zusammen sitzt und sich zig mal diesselben Argumente nur mit einem anderen Zungenschlag und von einem anderen (männlichen) Kollegen anhören muss, kann man schon zweifeln, ob das die richtige Entscheidung war und man nicht Lebenszeit vergeudet.

Viele Frauen lassen sich abschrecken von männlichem „Gehabe“, das gern in Sitzungen, ob Partei, Stadtrat oder Kreistag, an den Tag gelegt wird. Jeder muss zu jedem Thema etwas sagen. ohne dass dabei irgendein Ergebnis heraus kommt. Ich behaupte nicht unbedingt, dass rein weibliche Teams anders agieren. Ich bin aber davon überzeugt, dass mehr Frauen in die Kommunalparlamente gehören. Frauen stellen die Hälfte der Bevölkerung. Warum soll die Hälfte der Bevölkerung dann fast ausschließlich von Männern repräsentiert werden? Warum bleiben weibliche Sichtweisen und Erfahrungen außen vor?

Viele Frauen kennen das vielleicht: Im Kindergarten oder der Grundschule sind die meisten der gewählten Elternvertreter Frauen. Geht es dann darum, dass Frauen Schulelternsprecher werden, wird es schon weniger. Geht es dann um Kreiselternsprecher bzw. Vertretungen für höherer Ebenen, wird es plötzlich sehr männlich. Da stellt sich schon die Frage, woran das liegt. Sicher an zu wenigen Frauen, die es sich zutrauen, die die Mühe und den Zeitaufwand scheuen und sich ungern in der Öffentlichkeit präsentieren. Trauen sie sich doch, treffen sie häufig auf ein eng geknüpftes, männliches Netzwerk, in das schwer hineinzukommen ist. Manchmal haben Männer uns doch etwas voraus.

Was tun wir nun dagegen? Ich bin davon überzeugt, dass Frauen nur durch Quotierung auf den (offenen) Listen der Parteien in die Parlamente kommen. Die SPD hat dabei eine strenge Regelung: Jeder zweite Platz muss mit einer Frau besetzt werden, so lange, bis keine weiblichen Kanidatinnen mehr vorhanden sind. Bei uns im SHK ist leider recht schnell Schluss, aber wir haben das bei der Kreistagswahl im Mai genau so gemacht. Darüber hinaus müssen Frauen unterstützt werden, von männlichen und weiblichen Kollegen. Frauen wollen angesprochen werden und das Gefühl haben gebraucht zu werden und etwas sinnvolles zu tun. Damit meine ich ausdrücklich nicht Schnittchen schmieren und Protokoll führen! Sitzungen sollten zügig über die Bühne gebracht werden und mit einem nachvollziehbaren Ergebnis enden. Nix ist schlimmer als sich bei jeder Sitzung diesselben Geschichten anzuhören und nach einer Stunde noch nicht einmal den ersten Tagesordnungspunkt touchiert zu haben. Geselligkeit gehört dazu; dafür ist aber an anderer Stelle Zeit, die man sich dann auch gezielt nehmen kann.

Frauen, traut euch! Macht mit! Mischt euch ein! Stellt Fragen und hinterfragt (männliche) Entscheidungen! Es wäre doch gelacht, wenn es in unserer Demokratie nicht möglich sein soll, dass fünfzig Prozent Frauen in der Bevölkerung auch von 50 Prozent Frauen in den Parlamenten vertreten werden.